Was ihr schon immer übers Berg-Wandern mit Hund wissen wolltet!

Kann ein Hund Muskelkater haben? Welche Ausrüstung brauche ich und ist jeder Hund zum Wandern geeignet? Hier gibt's Antworten auf diese und weitere Fragen ...

Wer noch nie mit seinem Vierbeiner beim Wandern unterwegs war, stellt sich (hoffentlich) vor der ersten Tour gewisse Fragen, um das Wandererlebnis für alle Beteiligten so schön als möglich zu gestalten.

 

Fragen, die mir immer wieder gestellt werden, und die Antworten darauf habe ich hier zusammengefasst – viel Spaß beim Lesen und auf schönen Touren zusammen mit euren Hunden!

Ist jeder Hund zum Wandern oder Bergwandern geeignet?

Grundsätzlich kann jeder erwachsene Hund, egal welcher Größe, mit auf den Berg – wenn er gesund ist, also keine Schmerzen beim Gehen hat und von den Rassevoraussetzungen her (z.B. keine verkürzten Atemwege) sportlich einsetzbar ist.

 

Hunde im Wachstum dagegen sollten noch keine Bergtour bewältigen müssen. Das Wachstum kann bis zu einem Alter von eineinhalb Jahre dauern. Langes, steiles Abwärtsgehen, Sprungbelastungen und stundenlange Bewegung schaden dem nicht vollständig ausgebauten Gelenksapparat. Auch Muskulatur, Bänder und Sehnen sind dann noch nicht stark genug für solch eine Belastung.

 

Wer sich nicht sicher ist, ob der eigene Hund fit und alt genug für eine Bergtour ist oder nicht, kann das auch mit seinem Tierarzt besprechen.

Kann ein Hund auch Muskelkater bekommen?

Die Antwort darauf ist ein klares: JA! Nicht nur Muskelkater, sondern auch Muskelfaserrisse gibt es auch bei Hunden. Bei übermäßiger Belastung oder bei Beanspruchung von untrainierten Hunden kommt es wie beim Menschen dazu, dass sich Milchsäure in den Muskelzellen ablagert und Schmerzen verursacht.

 

Symptome dafür sind steifer Gang oder Lahmheiten. Beste Vorbeugung gegen Muskelkater ist angepasstes Training und eine langsame Steigerung der Beanspruchung, also von leichten oder kurzen bis hin zu schweren oder langen Touren. Die tägliche Gassi-Runde um den Blog genügt also auch für den Hund nicht als Training für eine Tagestour am Berg!

Welche Ausrüstung brauche ich zum Wandern mit Hund?

Als Basis und Grundausrüstung finde ich angebracht: gut sitzendes Brustgeschirr (kein Halsband, u.a. wegen Strangulierungsgefahr), Leine, Ersatzleine, IMMER GENÜGEND WASSER, Kottüten, spezifisches Erste-Hilfe-Set für den Hund (u.a. Desinfektion, Watte und selbsthaftende Binden für Pfotenverband, evtl. Pfotenschuh). Was ich alles in mein Erste-Hilfe-Set packe und eine Checkliste dazu findet ihr hier ...

Welche Probleme können beim Wandern mit Hund auftauchen?

Mit Hund am Berg; Gitterrosttreppe
Mit Hund am Berg
Mit Hund am Berg
Hund am Berg; Treppe

Die Probleme, die wärend einer Wanderung mit Hund auftreten können, sind vielzählig: neben Verletzungen, die auch daheim beim Spielen oder Gassigehen passieren können, wie aufgeschnittene Pfoten oder eingerissene Krallen kann der Hund sich zum  Beispiel zwischen Felsen einklemmen.

 

Nicht zu vergessen sind scharfkantige Felsen oder Steine, die auch die Pfoten aufschlitzen können. Hohe oder weite Sprünge über schrofiges Gelände oder hohe, felsige Absätze können ebenso vorkommen. Auch die Absturzgefahr sollte hier genannt werden, schmale Steige im absturzgefährdeten Berreich gibt es häufig.

 

Sehr gut möglich ist eine Überhitzung des Hundes, weil man evtl. zu wenig oder gar kein Wasser für den vierbeinigen Begleiter mitgenommen hat. Zudem kann es passieren, dass man Weiden mit Almvieh (Kühe, Schafe, Ziegen usw.) passieren muss.

 

Selten, aber doch kommt es vor, dass wir auf den Wanderungen neben Kühen auch auf andere Tiere treffen, die gefährlich für unseren Vierbeiner werden könnten: Schlangen zum Beispiel, Wildschweine oder Steinböcke. Wir sind all diesen Tieren schon begegnet, bei den Schlanen hatten wir Glück, den anderen sind wir an der Leine großzügig ausgewichen...

 

Häufig gibt es auf Wanderwegen Gitterroste, die in Form von Brücken oder Leitern überquert werden müssen. Auch Kuhroste können für Hundepfoten gefährlich sein. In steileren Wegen kann es sein, dass Trittstifte oder Trittbügel dem zweibeinigen Wanderer bergauf helfen, der Hund darüber aber getragen werden muss - oder die Stelle für ihn eben unpassierbar ist.

Was mache ich, wenn ich mit Hund über Kuhweide muss?

Ein Hund sollte der Herde nie zu nahe komme oder diese jagen. Denn der Hund erfüllt das „Schema” eines potentiellen Feindes der Herde, insbesondere der Jungtiere, und wird aus diesen Gründen eher von Muttertieren angegriffen.

 

Ihren Hund sollten Sie in der Nähe von Weidevieh nur dann ableinen, wenn abzusehen ist, dass ein Rind angreifen will. Der Hund ist im Gegensatz zum Menschen schnell und wendig genug, um Angriffen eines Rindes auszuweichen und kann so die Gefahr von Ihnen abwenden.

 

Sollte es trotz dieser Vorsichtsmaßnahmen zu gefährlichen Situationen kommen, so empfiehlt es sich, Ruhe zu bewahren, nicht davon zu laufen, den Rindern nicht den Rücken zu kehren und (wenn möglich) mit einem gehobenen Wanderstock oder ähnlichem Drohgebärden zu machen. Mehr Tipps zum Thema Rind und Hund habe ich hier zusammengetragen.

Wo finde ich Wege, die für Wanderungen mit Hund geeignet sind?

Wer in die üblichen Wanderführer schaut, kann davon ausgehen, dass die meisten der mit "blau" markierten Routen für Hunde machbar sind. Allerdings ist da nicht vermerkt, ob man über Holzleitern oder zum Beispiel Gitterroste steigen muss. Für dem Menschen sicher kein Problem, für manche Hunde schon.

 

Genauere Infos, was einen auf den Touren erwartet, welche Fähigkeiten der Hund haben muss, wo es Wasser gibt oder Rinderherden kreuzen  gibt in der Rother Wanderbuch-Reihe "Wandern mit Hund", die jährlich erweitert wird.

Im Folgenden sind die ersten Titel aus der Reihe zu finden - darunter natürlich auch mein Buch :-)

 

Rother Wanderbuch Wandern mit Hund Chiemgau-Berchtesgaden-Salzburger Land - Zwischen Inn und Wolfgangsee

Rother Wanderbuch Wandern mit Hund Elbsandsteingebirge mit Malerweg

Darf mein Hund mit auf die Hütte?

Ich habe es noch nie erlebt, dass ich meinen Hund auf die Terrasse oder in den Gastraum einer Hütte zur Einkehr nicht mitnehmen durfte. Allerdings ist mein Vierbeiner gut erzogen und falls er dreckig oder nass war, habe ich ihn abgeputzt.

 

Anders sieht es bei Übernachtungen aus: In den DAV-Hütten muss die Mitnahme und die Unterbringung von Tieren bei Übernachtungen in jedem Fall vorab geklärt werden, denn eine Übernachtung mit Hunden dort in den normalen Lagern ist grundsätzlich verboten. Ein Anruf vorab empfiehlt sich übrigens auch IMMER bei allen anderen Hütten, in denen Übernachtungen mit Vierbeiner geplant werden. Hier habe ich genauere Informationen und eine Liste mit hundefreundlichen Hütten zum Thema mit Hund auf Hütte zusammengefasst und auch einen Blogbeitrag geschrieben.

Rettet die Bergwacht auch meinen Vierbeiner, wenn er in Bergnot gerät?

Kurz gesagt: Ja. Allerdings müssen die Kosten für die Rettung des Vierbeiners vom Besitzer selbst getragen werden. Die Bergwacht muss zudem Zeit haben, den Vierbeiner retten zu können - also nicht wegen eines anderen Einsatzes, bei dem es um Menschenleben geht, gebunden sein. Mehr zu den Kosten und zum Ablauf so einer Rettung gibt es in meinem Blogbeitrag "Hund am Berg: Rettet die Bergwacht eigentlich auch meinen Vierbeiner?"


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Kommentare: 3
  • #1

    Carolin (Montag, 31 Oktober 2016 17:21)

    Das ist ein ganz tolles und wichtiges Thema. Was muss man beachten, wenn man mit dem Hund auf Tour geht?? Das ist eine wichtige Frage und ich glaube, nicht jeder macht sich Gedanken darüber, dass die Anforderungen an den Hund ähnlich oder in manchen Fällen ganz anders aussehen können. Es ist gut zu wissen, dass man nicht einfach (gerade bei größeren oder anspruchsvollerenTouren) "draufloswandern" kann. Diesen Artikel finde ich deshalb sehr nützlich und man kann sich bzw. den Hund entsprechend vorbereiten und sich auch für Notfälle rüsten :-)
    Vielen Dank!!

  • #2

    Kerstin (Dienstag, 08 August 2017 22:56)

    Hallo, ich weiß der Beitrag ist schon älter aber ich habe hierzu eine Frage. Beim Wandern mit unserem Hund hätten wir dieses Jahr mehrmals Treppen mit Gitterrosten laufen müssen. Nach dem ersten Versuch bei dem er sich 2 Krallen abgebrochen hat, haben wir diese Wege gemieden. (Er läuft durchaus vorsichtig auf Gitterrosten solang sie eben sind. Da gab es noch die Probleme)
    Was kann man tun damit wir solche Wege wieder gehen können? Gibt es da Erfahrungswerte?
    Schöne Grüße Kerstin

  • #3

    Andrea - mein-wanderhund (Mittwoch, 09 August 2017 08:29)

    Liebe Kerstin,

    verstehe ich richtig, dass es nur Probleme gibt, wenn die Roste nach oben oder unten führen? Also Treppen? Wird er da hektischer oder hat er sich die Krallen ohne Aufregung abgebrochen, weil er sich beim gehen "komisch" anstellt? In dem Falle würde ich das daheim bei Tiefgaragenaufgängen (da hat es bei uns viele solcher Roste) konsequent üben. Für die Übungssituation (evtl. auch für später, falls es nicht klappt) könnte man Pfotenschuhe zum Schutz der Krallen anziehen, günstige Variante sind die von Uwe Radant: http://www.uwe-radant.com/Sonstiges/Pfotenschutz/Pfotenpflege/Booties. Die dünnen sind für deinen Fall nicht geeignet, würde zu den dickeren tendieren - evtl. lass dich da mal beraten...
    Viel Glück!
    Andrea + Ari