Halsband oder Geschirr und wenn ja – welches? Diese Frage wird mir immer wieder gestellt, also habe ich beschlossen, diesen Beitrag zum Thema „Hundegeschirr“ zu schreiben. Was spricht dafür, was dagegen?
[enthält Werbung - Affiliate Links]
Viele Gründe sprechen für ein Geschirr: Junge oder unerzogene Hunde ziehen manchmal stark an der Leine, ein Halsband führt dann zu Einschnürungen im Halsbereich – mit
negativer Auswirkung auf Kehlkopf, Muskulatur und Knochenbau. Auch gibt es “Entfesselungskünstler”: Hunde, die genau wissen, wie sie am schnellsten aus dem Halsband
schlüpfen und so der Einwirkung ihres Besitzers entkommen können. In der Nähe von Straßen kann also ein gut sitzendes Hundegeschirr für so einen “Houdini” um einiges sicherer sein als ein
Halsband.
Apropos Sicherheit: Auch bei Bergtouren oder in absturzgefährdeten Bereichen wie Flussufern kann ein Hundegeschirr von Vorteil sein. Denn wenn ein Hund sich
dort während eines Sturzes mit dem Halsband verfängt (zum Beispiel an einem Ast), kann er sich strangulieren und tödlich verletzt werden.
Am Geschirr kann er in so einer Situation überleben und bei Bedarf besser gerettet werden – schließlich hat man sonst nur das Halsband, um den Hund wieder nach oben zu ziehen. Hundegeschirre sind auch hilfreich, um dem Vierbeiner über Geländeschwierigkeiten zu helfen.
Die Sicherheit spricht fürs Geschirr
Ich bin allein deswegen schon ein Befürworter der Geschirre – es kommt jedoch auf die Situation und das Hundegeschirr an. Ein passendes Geschirr zu finden, ist nämlich gar nicht so einfach.
Das Aussehen und die Form eines Geschirres richtet sich zum einen nach dem Geschmack des Besitzers und zum zweiten nach dem Körperbau des Hundes. Das Geschirr sollte weder scheuern noch rutschen und dem Hund genug Bewegungsfreiheit für Schulter und Brust und im Ernstfall einen festen Halt geben.
Schlecht sind Hundegeschirre mit dicker, nicht atmungsaktiver “Satteldecke”.
Gut sind Geschirre, die an allen Gurten Polster und Einstellmöglichkeiten haben, um das Geschirr der individuellen Anatomie des Hundes perfekt anpassen zu können.
Ich selbst besitze mindestens fünf verschiedene Geschirre und habe schließlich für meinen Hund unter anderem bei Ruffwear die richtige Passform gefunden. Beide Ruffwear-Geschirre von Ari passen exzellent und werden auch für unsere Bergtouren genutzt. Bei einem unabhängigen, privaten Hundegeschirr-Test bei einem Seminar mit etwa acht Hunden und unzähligen anderen Versionen von Geschirren waren diese und eine handgemachte Spezialanfertigung die am besten sitzenden Hundegeschirre.
Auf welche Punkte ich bei einem Geschirr besonders achte, erzähle ich euch im Blogpost: Drei Tipps zum richtigen Hundegeschirr fürs Bergwandern.
Auch für die Sicherheit im Auto gibt es spezielle Geschirre, worauf es da ankommt, erfahrt ihr hier: Hundegeschirre fürs Auto - sicherer Halt gesucht.
Figurbetonter Schnitt und gepolsterte Gurte
Das erste der Ruffwear-Hundegeschirre, das ich mir gekauft habe, war das Ruffwear Webmaster Harness: Es wird für aktive, aber auch kranke Hunde empfohlen und lässt sich einfach an- und ablegen. Ein komfortabler, anatomischer Schnitt mit breiten Bauchplatten und flexiblen Einstellmöglichkeiten an drei gut gepolsterten Gurten lässt sich figurbetont einstellen.
Mit dem Webmaster Harness hat man seinen Vierbeiner gut im Griff, und kann ihn mit der speziellen Handschlaufe bei Bedarf auch über Hindernisse heben – allerdings nicht weiter als etwa in Kopfhöhe, für mehr garantiert der Hersteller nicht.
Sehr viel anspruchsvoller ist das Ruffwear Doubleback Harness, das ich selber aber nicht im Sortiment habe: Mit diesem Ausrüstungsstück können Hunde beim Bergsteigen gesichert oder sogar abgeseilt werden. Im Gegensatz zum “normalen” Webmaster Harness ist es auf Sicherheit geprüft, hat zusätzliche (abnehmbare) Beinschlaufen und hält einer Gewichtsbelastung von 900 Kilogramm stand.
Hundegeschirr? Einstellungssache!
Ari und ich haben von der Firma Ruffwear schließlich auch noch das leichtere „Front Range“ Harness für einen Test zur Verfügung gestellt bekommen. Es ist das leichteste Ruffwear-Geschirr und bei uns auf normalen Gassistrecken oder sehr einfachen Bergwanderungen im Einsatz.
Es lässt sich wie die anderen an den gepolsterten Gurten und mit den Klickverschlüssen perfekt einstellen, liegt wie angegossen und ist sehr durchdacht: nicht nur am Rücken, sondern auch auf der Brust gibt es eine Öse für die Leine.
Zum Üben, Fährtenlesen oder Trailen eine sehr gute Idee. Im Oberteil des Geschirrs ist noch eine kleine Tasche mit Klettverschluss angebracht, in der man Steuer- oder Hundemarke oder Adresszettel verstauen kann. Das Geschirr ist wie die anderen auch waschbar und passt danach auch noch wie vorher.
Insgesamt hat das gute Stück einen sehr robusten und nicht schmutzanfälligen Stoff, das ist mir zusätzlich besonders positiv aufgefallen. Da einzige, was mir am Geschirr etwas „negativ“ aufgestossen ist: Ari brauchte eine Nummer größer als beim Ruffwear Webmaster Harness. Finde ich schade, wäre schön, wenn ein „M“ einer Firma auch immer ein „M“ wäre. Gott sei Dank war die deutsche Partnerfirma von Ruffwear, www.jaspona.de, sehr kulant und der Umtausch war kein Problem.
Packtaschen für Hunde? Eine Frage der Entscheidung ...
Viele Hersteller, natürlich auch Ruffwear, bieten übrigens für Hunde-Packtaschen oder Hunde-Rucksäcke an.
Ob ein Hund dafür geschaffen ist, zum Beispiel seinen Wasser- oder Futtervorrat selber zu tragen, wird kontrovers diskutiert.
Ein gesunder und trainierter Hund kann zwar etwa bis zu 25 Prozent seines Körpergewichts tragen, ist vom Körperbau her aber eher ein Zug- als ein Lasttier. Sollte man sich dafür entscheiden, muss zuvor genau recherchiert werden, welches Tragesystem auf den individuellen Körperbau des eigenen Hundes passt.
Wer sich nun wundert, warum auf den meisten Fotos Aris beste Freundin, die Ridgeback-Hündin Nala zu sehen ist: Leider besitzt der „Wanderhund“ soviel Fell, dass das „Front Range“ Harness auf Fotos kaum zu sehen ist.
So musste Nala als Fotomodel herhalten und obwohl beide Hunde einen ziemlich unterschiedlichen Körperbau haben, konnten wir das Geschirr ganz gut anpassen.
Mehr zum Thema findet ihr auch in einer ausführlichen Kaufberatung mit Größen usw. von mir im Bergzeitmagazin.
Ein Sicherheits-Hundegeschirr fürs Auto stelle ich in einem anderen Blogbeitrag vor.
Kommentar schreiben
Victor (Mittwoch, 28 September 2016 09:13)
Unsere Hunde tragen auch oft Geschirr und sehr selten Halsbänder. Nicht nur das es für den Hund gesundheitliche Vorteile hat, ist es auch deutlich angenehmer für Mensch und Hund mit dem Geschirr spazieren zu gehen. Viele Grüße Victor
Alvin (Freitag, 28 Oktober 2016 23:32)
Bei der Frage nach Halsband oder Geschirr hat sich bei uns ganz klar das Geschirr durchgesetzt. Da unser "Kleiner" gerade als Welpe ein Weltmeister im ziehen war, kam schon aus gesundheitlichen Gründen kein Halsband in Frage. Auch heute ist das Geschirr die erste Wahl, wobei wir Gurtsysteme ohne Polsterung angeschafft haben. Das lag grundsätzlich daran, das diese Modelle immer besser gepasst haben, als die gepolsterten. LG
Desa sterchen (Freitag, 16 Dezember 2016 20:33)
Geschirre wurden erfunden um Hunde einspannen und kleine Wagen ziehen lassen zu können. Sie eignen sich daher gar nicht für Hunde die ziehen, erstmal ordentlich ERZIEHEN, wenn er eh nicht mehr zieht kann man ein Geschirr verwenden. Lg
Maria (Freitag, 20 Januar 2017 15:31)
Also ich kann auch nur positive Dinge über das Geschirr meines Hundes sagen. Mein Hund ist ein mittelgroßer aber kräftig (nicht dick aber sehr stark) gebauter ca. 20kg Hund. Ich habe selbst nur 45kg und so konnte der Hund am Halsband indirekt machen was er wollte. Wir haben dann durch Zufall von einer Freundin das Geschirr bekommen das mit ein bisschen Einstellen auch schnell gepasst hat. Er hat schon am ersten Tag gelernt das das geschirr eine feine Sache ist und ich muss sagen er liebt es selbst auch. Seit er gemerkt hat das ich ihn dadurch besser im Griff hab versucht er so manches gar nicht mehr.