Welche Hundeleine brauche ich fürs Berg-Wandern?

mein wanderhund; Andrea Obele; Wandern mit hund; Leine

Für den, der das erste Mal mit seinem Hund zum Wandern gehen möchte, stellen sich viele Fragen zur Ausrüstung. Auch dazu, welche Leine er braucht und wie er den Hund am besten führt: An der kurzen Leine? An einer Schleppleine oder sogar an einer Flexi- oder Rolleine? Welche Hundeleine fürs Bergwandern am besten geeignet ist, klären wir in diesem Blogartikel.

[enthält Werbung I Affiliate Links]

Zunächst: eine allgemeine und für jeden gültige Antwort auf diese Frage gibt es nicht. Zu viele Faktoren spielen eine Rolle, die ihr für euch und euren Hund individuell klären müsst. Ich möchte euch mit meinem Beitrag aber etwas helfen, eure Ausrüstung für eure Ansprüche zu optimieren. Ach ja, noch eines vorab: Ich plädiere grundsätzlich für Geschirr statt Halsband.

„Wie“ will ich mit meinem Hund wandern gehen? Soll er ziehen oder nicht?

Soll die Wanderung eher locker sein und der Hund einfach nebenher wandern oder soll es in Richtung Zughundesport gehen? Wer zum Beispiel Cani-Cross machen oder auf die Art wandern gehen möchte, bei der der Hund zieht und so einen Teil der „Arbeit“  übernimmt, der wird spezielle Zuggeschirre und entsprechende Hundeleinen aus dem Zughundesport-Fachhandel benötigen. Auch, wenn ihr eher Trailrunning macht oder am Berg joggen gehen möchtet, solltet ihr euch hier beraten lassen.

 

Es kann aber auch sein, dass man nur ganz gemütlich wandern möchte und der Hund „nur“ mitlaufen soll. Dann entscheidet über die Art der Führung der Charkter des Hundes und auch das Gelände, auf dem man sich bewegen möchte.

 


Ist Freilauf beim Wandern überhaupt möglich?

Freilauf für den Hund bei Wanderungen ist nur möglich, wenn er folgsam ist, nicht wildert und wenn der Besitzer auch vorausschauend seine Lakritznase führen kann. Der Hundeführer sollte auch mit dem Gelände vertraut sein, um seinen Begleiter im Falle von schwierigen Stellen früh genug abrufen zu können. Es sollte auch selbstverständlich sein, dass man den Vierbeiner bei Gegenverkehr beiseite nimmt und er weder anderen Hunden noch Wanderern „in die Quere“ laufen kann.

 

Bei der Frage, für welche Art der Führung oder Leine man sich entscheidet, spielt letztendlich auch der Charakter des Hundes eine Rolle: ist er eher der Typ, der auf Nummer sicher unterwegs ist oder ist er ein überschwänglicher „Hans Guckindieluft“? Ist er eher einer, der Gefahren einschätzen kann, oder fliegt er beim laufen auch mal gegen den Baum oder über einen Abhang, weil sich nicht genügend konzentriert? Dann spricht vieles für den Gebrauch einer Hundeleine.

Übrigens ist auch nicht jeder Hund von Haus aus trittsicher, so dass es manchmal ratsam ist, das Wandern mit Leine zu beginnen, bis man als Team gefestigt ist. Seinen Tourenpartner sollte man erst dann frei laufen lassen, wenn sich beide aufeinander verlassen können.

Was haben die Gegebenheiten der Tour mit der Leinenfrage zu tun?

mein wanderhund; wandern mit Hund; leine beim wandern mit hund

Ist die Tour in einem Naturschutzgebiet, gilt dort höchstwahrscheinlich Leinenzwang, und man muss anleinen.

 

Gleiches gilt mittlerweile für bestimmte Gemeindegebiete oder für Kuhweiden, auf denen die Gemeinde oder Landwirte einen Leinenzwang vorschreiben.

Leine ja, aber welche? Und wie krieg ich die Hände frei?

Ich persönlich verwende in Gebieten, in denen Leinenzwang herrscht, eine Flexileine (je nach Gewicht des Hundes aus Gurtband), die ich, wenn ich die Hände freihaben möchte, mit einem stabilen Karabiner (nicht aus dem Baumarkt, sondern aus der Berg-  bzw. Klettersport Ausrüstung) am Bauchgurt des Rucksackes befestige (mehr dazu unten).

Dazu ist aber zu sagen, dass Ari im Normalfall frei läuft, sehr gut im Gehorsam steht und auch an der Flexi nicht besonders zieht. Nur dann finde ich die Flexileine als Leinenoption gut. Für Ari erweitert die Flexi den durch die Vorschrift im Naturschutzgebiet beschränkten Radius. Keine Option ist diese Lösung an gefährlichen Stellen!

Schleppleinen haben meiner Meinung nach zwei Nachteile: man muss sie immer wieder aufwickeln und dann wieder los lassen, zudem können sie sich während der Wanderung an Wurzeln o.ä. verhängen oder, falls sich der Hund losreisst, an einem Felsen oder Baum verhaken. Der  Hund kann sich dann möglicherweise nicht befreien und ist nicht mehr auffindbar.

Wer seinen Hund auf normalen Touren anleinen möchte, weil er oben genannte Vorraussetzungen zum Freilauf nicht einhalten kann, aber auch keine Flexi- oder Schleppleine verwenden möchte, der ist wahrscheinlich mit einer Joggingleine, die einen Ruckdämpfer hat (im Fachjargon: bungee leash), gut bedient. Im Bild ganz oben seht ihr zum Beispiel die Ruffwear Roamer Leash, die aufgrund ihres langen "Dämpfers", wird auch "bungee" genannt sehr flexibel ist.

Es gibt übrigens in manchen Landstrichen auch Beschränkungen für die Leinenlänge, da sollte man sich vorher erkundigen!

Schon daheim kann man auch üben, mit Leine spazieren zu gehen, ohne dass der Hund zieht, so dass für Hund und Herrchen auch ohne „bei Fuß“ die Wandertour zum Genuss werden kann. Ari weiß übrigens nach ein paar Metern immer genau, welche Leine befestigt ist und man bemerkt deutlich, dass er auf die Leinenlänge reagiert.

mein wanderhund; wandern mit Hund; Leine beim wandern mit hund; flexileine

Leine am Bauchgurt befestigen ja oder nein?

Ob man die Hundeleine in die Hand nimmt, am Rucksack oder besser noch an einem speziellen Bauch/-Laufgurt befestigt, ist dabei jedem selbst und seinen Vorlieben überlassen.

 

Doch Vorsicht: ein angeleinter Hund, dessen Leine wie auch immer am Menschen befestigt ist, birgt Unfallgefahr! Er kann bei plötzlichen Bewegungen den Menschen aus dem Gleichgewicht bringen - deshalb sollte man den Hund nur an sich selbst „befestigen“, wenn man sehr trittfest ist. Vor gefährlichen Stellen muss man die Befestigung unbedingt lösen, um im Ernstfall nicht mitgerissen zu werden.

Ideales Material für eine Leine und was man noch braucht ...

Bewährt haben sich gummierte Hundeleinen oder welche aus Biothane. Beide saugen sich nicht voll, sind griffig und schnell zu reinigen


Für den Notfall hat sich übrigens ein sogenannter Paniksnap zwischen Leine und Bauchgurt bewährt. So ein Panikhaken ist mit einer Hand und einem Griff auch unter Belastung zu öffnen und sorgt im Notfall dafür, dass der Hund vom Wanderer schnell getrennt werden kann. Solche Paniksnaps sind im Zughundesport sehr gebräuchlich und im Shop für Dogtrekking zu bekommen. Ein Produkt gibt es auch bei Amazon, siehe meinen Ausrüstungstipp anbei.

 

Eine Ersatzleine im Rucksack sollte auch nicht fehlen, falls man die Leine in der Pause liegen lässt (mir mehrfach passiert), oder die Leine reisst.



Einkaufstipps für Hundeleinen mit Ruckdämpfer fürs Wandern mit hund

Ich habe euch einige Leinen bei Amazon herausgesucht, die gibt es natürlich auch im gut ausgestatteten Shop für Sporthunde. Wenn ihr bei Amazon bestellt, erhalte ich eine kleine Provison. Zwei der Leinen habe ich selbst in meiner Ausrüstung beim Joggen oder Wandern in Gebrauch, das sind die von Non-stop-Dogwear und die von Ruffwear. Die anderen Leinen kenne ich durch Empfehlungen oder wollte ich euch wegen dem Preis nicht vorenthalten.

Non-Stop Dogwear

Diese Leine habe ich fürs Joggen und Wandern in Verwendung. Sie hat zwei Handschlaufen und man kann sie durch die Verstellung aus Metall auch super zum Anbinden verwenden.

Länge: kurz gestellt: 1,59 m bis 2,22 m (gedehnt);
lang gestellt: 2,11 m bis 2,75 m

Ruffwear

Das ist meine Zweitleine, ich habe sie u.a. beim Reiten verwendet.  Sie hat auch zwei Handschlaufen, aber einen anderen Karabiner und Plastikschnalle an der  Handschlaufe.

Erhältlich in 2 Längen: 1,7 m - dehnbar bis 2,1 m und 2,2 m - dehnbar bis 3,4 m

i-Dog

Dämpfung durch zwei unterschiedlich harte Ruckdämpfer; ein leichter Karabiner und eine Öse zum einhaken an den Bauchgurt;
Zwei Handschlaufen; Länge verstellbar:

eng gestellt: 1,78 m bis  2,35 m
max. Länge:  von 2,38 m auf  2,93 m

Zero-DC

Leine mit zwei Karabinerhaken und einer Handschlaufe (Kurzführer). In zwei Größen und vielen Farben erhältlich. Aus Schlauchband mit integriertem Ruckdämpfer über die komplette Leine.

Länge: 2,5m in gedehntem Zustand.

i-Dog

Sehr Sportlich ausgelegte Zugleine mit einer Handschlaufe, leichtem Karabiner und Stofföse zum Befestigen am Bauchgurt.

Wird für drei Hundegrößen und in zwei Längen angeboten:

1,90 m voll gedehnt und

2,40m voll gedehnt

fun-PETic

Günstige Alternative mit zusätzlichem Karabiner, in zwei Größen erhältlich. Länge nicht verstellbar. Zwei  Handschlaufen, daran  zwei Metallringe zum Anbinden.

Länge: 1,50 m + 60 cm Dehnung des Ruckdämpfers möglich auf 2,1 m



Wo läuft der Hund eigentlich beim Berg-Wandern mit Hund?

Wichtig ist auch noch die Frage, wo genau der Hund läuft: An schwierigen Stellen kann es sein, dass es besser ist, den Hund eng an die Leine zu nehmen (ob an Halsband oder Geschirr, ist eine extreme „Glaubensfrage“, ich plädiere für Geschirr), und ihm langsam den Weg zu weisen und vor allem auf der ungefährlicheren Seite, also meistens der bergzugewandten Seite, zu führen.

 

Manchmal ist es aber auch besser, dem nicht angeleinten Hund den Weg zu weisen, um ihn im Sprung oder der Wegfindung nicht zu stören und ihn nicht aus dem Gleichgewicht zu bringen. In beiden Fällen sollten die Bewegungen aber immer kontrolliert und konzentriert ablaufen.

Bergab ist Ari immer hinter mir. Er liebt es, den Berg runter zu sausen, was aber ganz schlecht für die Gelenke ist. Deshalb habe ich mir das Kommando „Spur“ der Skitourengeher abgeguckt. Nach dem Kommando, das genauso gut „hinten“ heissen kann,  soll Ari eng hinter mir genau da laufen, wo ich meine Füße setze.  Beim Einüben dieses Befehls habe ich ihn rechts und links mit den Wanderstöcken begrenzt, so dass er nicht vorbei „pullen“ konnte.

mein wanderhund; wandern mit Hund; Leine beim wandern mit hund;
"Hinten" und "Warte" sind zwei ideale Kommandos - nicht nur an schwierigeren Stellen. Hier ohne Leine, um Ari nicht zu behindern.
mein wanderhund; wandern mit Hund; Leine beim wandern mit hund; flexileine
Ari achtet genau darauf, wo er hinspringen soll - wir sind hier übrigens mit einem suboptimalen Geschirr unterwegs ...

Welche Kommandos sind beim Wandern mit Vierbeiner wichtig?

Auch das Kommando „warte“ ist bergauf wie bergab von Vorteil. So kann man an schwierigen Stellen vorsteigen und dem Hund mit der Hand den besten Weg weisen, ihn mal über eine Steilstufe heben oder auch mal den Hund zwischen zwei Personen nehmen, um ihn sicher über eine schwere Stelle zu bringen. Auch Kommandos, die die Richtung weisen, sind vorteilhaft, genauso wie „steh“, „stopp“ oder „langsam“ - geübt werden die Kommandos übrigens schon zuhause!

Viele Hunde, die am Berg unterwegs sind, haben auch sehr gut gelernt, sich auf die Situation einzustellen: Ohne Leine bedeutet für sie mehr Freiheit und lockeres Laufen, mit der Leine ist Konzentration und Aufmerksamkeit gefragt, weil es zum Beispiel an eine schwierige Stelle geht.

Kommentar schreiben

Kommentare: 5
  • #1

    Zorro (Donnerstag, 12 September 2019 22:24)

    Die für uns beste Bergwanderleine ist ein 10m langes Kletterhalbseil (8.5mm), das wir mit einem leichten Bergsteigerkarabiner am Hundegeschirr einkinken und den Hund in schwierigen Stellen führen und sichern können. Das andere Ende tragen wir lose in der Hand und verkürzen oder verlängern es nach Bedarf. Meist läuft unser Hund frei in den Bergen.
    https://zorro.li/fotos/2017/images/large/20170708_081338.jpg
    https://zorro.li/fotos/2017/images/large/20170617_133936.jpg

  • #2

    XinYu (Sonntag, 26 Juli 2020 21:41)

    Toller Artikel. Vielen Dank. Das hat mir bei der Leinenwahl sehr geholfen. Weil war unschlüssig, was bei Bergwanderungen zu benutzen, da ich die Flexileine nicht für optimal halte. Auch tolle Bilder.

  • #3

    Heike (Sonntag, 01 August 2021 09:13)

    Super Artikel. Er hat mir sehr weiter geholfen. Bei mir stellte sich die Frage, wohin mit der Flexileine wenn ich die Trakking Stöcke benutzen möchte.
    Meine Hünden läuft eigentlich immer frei, aber manchmal kommt man ja nicht drum rum sie an zu leinen.
    Super Bilder und danke für die tollen Anregungen.

  • #4

    Christian (Sonntag, 23 Januar 2022 21:59)

    Hey Hallo,
    toller Artikel gerade für uns/mich als Anfänger. Jedoch mal paar doofe Fragen. Welche Flexleine kannst Du denn empfehlen und du schreibst auch von einem
    Paniksnap. Nur wenn Du die Flexleine am Bauchgurt (wie auf einem der Bilder) befestigt hast, wo ist dann der Paniksnap dran?

  • #5

    Andrea von mein-wanderhund.de (Dienstag, 25 Januar 2022 17:25)

    Hallo Christian, also ich kann, wenn du den Hersteller meinst, gar keine Flexi "empfehlen", weil ich tatsächlich nur einen Hersteller in Gebrauch hatte. Falls du die Länge meinst: also ich persönlich würde nicht mehr als 5 Meter geben, aber wie gesagt: ganz wichtig bei der Flexi ist, dass der Hund gut im Gehorsam steht und man auch als Mensch um die Sorgfaltspflicht weiß, die mit der Aufrolleine einhergeht. Den Paniksnap kann man mit der Flexi gar nicht verbinden. Der bezog sich auf die Nutzung "normaler" (Schlepp)- oder Zugleinen, die am Bauchgurt befestigt werden. Diese Paniksnaps, die dann ein schnelles Lösen im Notfall ermöglichen (auch unter Zug) bekommst du in Spezialläden für Zughundesport. Ich hoffe, ich konnte dir etwas weiterhelfen...